Tatzen-Treff, die Hundeschule aus dem Sauerland
Welpenprägung in der Spielgruppe ... Junghundeerziehung ... Einzeltraining ... Wanderungen ... Seminare ... Vorträge
Tatzen-Treff, die Hundeschule aus dem Sauerland
Tatzie

Buchempfehlung

Herdenschutzhunde

Herdenschutzhunde

Vom Herdenbewacher zum Familienbegleiter

Autorin: Petra Krivy

Mit einem Vorwort von Dr. Dorit Feddersen-Petersen und einem Geleitwort von Günther Bloch

256 Seiten
ca. 400 Farbfotos
gebunden, 17 x 24,5cm
ISBN 3-440-09749-8
ca. 36,00 € (€/A 37,10; sFr 59,30)

Die stattliche Erscheinung, das meist weiße Fell und die dunklen Augen bringen jeden Hundefreund ins Schwärmen. Doch Herdenschutzhunde wurden ursprünglich zum Schutz der Nutztierherden gezüchtet und agieren sehr selbständig.

Heute sind sie auch als Familienhunde sehr beliebt, benötigen jedoch eine konsequente und liebevolle Anleitung. Petra Krivy lebt seit Jahrzehnten mit Hunden dieses Typs zusammen und zeigt, wie man durch eine frühe Gewöhnung und positive Erziehung einen angenehmen Familienhund bekommt.

Erhältlich im Buch- und Fachhandel oder auch direkt hier:

Buchbesprechung von B. Mengel

Mir geht es wie der Hauptfigur in S. Lenz´ Roman "Deutschstunde". Siggi Jepsen, der Ich-Erzähler, Insasse einer Jugendstrafanstalt, soll einen Aufsatz schreiben über das Thema "Die Freuden der Pflicht". Am Ende der Stunde gibt er ein leeres Blatt ab; er hat nichts geschrieben, nicht, weil er nichts zu schreiben gehabt hätte, sondern weil er auf Grund der Fülle der Erinnerungen und Einfälle keinen Anfang bekommt. Der Direktor der Anstalt sieht freilich nicht die Not Siggis, sondern wittert Aufsässigkeit und ordnet Sonderbehandlung an: In einer Einzelzelle muss Siggi unter verschärften Bedingungen den Aufsatz als Strafarbeit erneut schreiben. Er schreibt insgesamt sechs Hefte voll.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, zunächst die Unterschiede: Ich werde keine sechs Hefte voll schreiben, ich sitze auch nicht in einer Jugendstrafanstalt und ich muss keine Strafarbeit schreiben! Jetzt die Parallelen: Mein Kopf ist so voller Eindrücke, aber nicht nur mein Kopf. "Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über" sagt schon ein altes Sprichwort, d.h. meine Not ist die gleiche wie die Siggi Jepsens: Ich weiß vor lauter Einfällen und Eindrücken, die ich am liebsten alle auf einmal loswerden möchte, nicht, wo und wie ich anfangen soll. Ich werde es dennoch müssen. Aber Sie haben es längst bemerkt: Ich bin begeistert von diesem Buch!

Es gibt Bücher, nach deren Lektüre hat man das Bedürfnis, ein anderer Mensch zu sein. Diese Bücher fesseln, sie verwandeln uns. Dieses Buch ist ein solches Buch. Nach seiner Lektüre wäre man gerne - ein Hund; allerdings nur ein Hund eines solchen Frauchens oder solchen Herrchens, die/der dieses Buch sorgfältig gelesen und verinnerlicht hat. Es geht in diesem Buch wirklich um den Hund, näher hin um Herdenschutzhunde; noch genauer um Herdenschutzhunde in der Differenzierung als Arbeitshunde und - und darum geht´s vor allem – als Familienhunde. Und weil es vor allem um unsere Herdenschutzhunde als Familienhunde geht, geht es natürlich auch um uns, die Hundehalter, um die Menschen in dieser Familie mit dem Ziel einer gelungenen Mensch-Hund-Beziehung. Grundintention der Autorin ist es, uns, die Leserinnen und Leser, die Türe aufzuschließen "zum Verständnis des Hundes, zum besseren Umgang und zur positiven Anleitung im täglichen Leben". Als Schlüssel zu dieser Tür sieht Petra Krivy "das Lernen und Erfahren, das Unterscheidenkönnen der die verschiedenen Hundetypen bestimmenden Verhaltensweisen, der genetisch bedingten und der umweltbeeinflussten Tendenzen im Verhalten".

Ich skizziere knapp den Inhalt: Die Autorin stellt zu Beginn die Frage: Was sind Hirtenhunde? Und differenziert diesen Sammelbegriff in "Hüte- und Treiberhunde" und "Herdenschutzhunde". Nebst einer "Historie der Herdenschutzhunde", die nicht nur für geschichtlich Interessierte interessant und lesenswert, sondern die einfach unverzichtbar ist, um "unseren" Herdenschutzhund zu verstehen, werden im Kurzportrait die "Herdenschutzhunde der Welt", geordnet nach Ländern und Regionen, vorgestellt. Man lernt "seinen" Hund im Kontext der großen Familie der Herdenschutzhunde kennen und verstehen. Dass der Leser auf diese Weise allgemein biologisch-systematische und kynologische Fachbegriffe wie "Rasse", "Standart", "Wesen", "Verhalten" etc. erklärt bekommt und unverzichtbare Informationen erhält, versteht sich fast von selbst.

Das zweite große Kapitel beschäftigt sich mit dem Themenbereich "Zucht und Aufzucht von Herdenschutzhunden". Differenzierte in ihrem eigenen Vorwort die Autorin ihr dem Buch zu Grunde liegendes Wissen in "Angelesenes", "Erlerntes" "sowie im täglichen Leben mit ihren eigenen Hunden und im Training ... mit verschiedensten anderen Hunden" "Erfahrens", so stoßen wir hier bei "Zucht und Aufzucht ..." auf ein in besonderem Maße authentisches Kapitel. Selbstverständlich gilt für das gesamte Buch: Die Autorin weiß, wovon sie spricht bzw. schreibt! Aber in diesem Kapitel merkt man es als Leser ganz besonders. Hervorzuheben "das Jahr des Hundes" ( so der Titel eines Buches von E. Trummler), wo der Leser sehr differenzierte Ausführungen zu den für die Entwicklung und Sozialisation des Hundes so eminent wichtigen ersten Lebenswochen und –monaten (1. Lebenswoche...,2. Lebenswoche ..., usw bis zur 8. Lebenswoche, einschließlich der kritischen Würdigung sog. Welpentestbögen; dann geht´s im Monatsrhythmus weiter). Knappe Ausführungen zum 2. und 3. Lebensjahr schließen dieses Kapitel ab.

Folgerichtig beschäftigt sich Petra Krivy im 3. Kapitel mit dem Themenbereich" Pflege, Gesundheit und Haltung". Auch hier gilt: Aus der Praxis für die Praxis, aber ohne Arroganz und Ignoranz gegenüber unverzichtbarem Theoriewissen!

Die Autorin beendet ihr Buch mit einem "Leckerbissen" – nicht nur für die Hunde, sondern für den Leser: "Herdenschutzhunde in der Kunst"! Wer dieser Frage mit so viel Liebe und Recherchearbeit (auch im Detail) nachgeht, der tut dies aus Liebe zu und in Achtung vor seinen Hunden.

Zum Schluss: Diejenige (gemeint ist die Autorin), die dieses Buch konzipiert und dann geschrieben hat, hatte von vornherein nicht nur "ihre" Hunde, die Herdenschutzhunde, sondern auch uns, die Leserinnen und Leser vor Augen; denn sie versteht etwas von Didaktik (Didaktik ist die Lehre von der Wissensvermittlung) Dieses Buch zeichnen zwei Besonderheiten aus: Da sind zum einen die Merkkästchen, zum Teil kontrastierende Merkkästchen, nämlich unterteilt in Herdenschutzhund als Arbeitshund und Herdenschutzhund als Familienhund, zum anderen die Bilder; Bilder, die erstens einfach sehr schön sind (das Buch wäre als Bildband schon ein sehr schönes und empfehlenswertes Buch), die aber zweitens sehr viel mehr leisten: Sie illustrieren und visualisieren den Text und machen ihn damit noch lesbarer und informativer.

Ich kann mich nur dem letzten Satz aus dem Vorwort von Dorit Urd Feddersen-Petersen, Professorin für Ethologie an der Universität Kiel (Ethologie ist die Wissenschaft vom Verhalten der Tiere) anschließen, der Lautet: "mir hat es (sc. das Buch) viel gebracht, ich wünsche ihm eine große Leserschaft!" Günther Bloch, der ein Geleitwort beigesteuert hat, hat mit mir den selben Wunsch.

Letzte Änderung am: 05.03.2024 um 15:53:40 Uhr